Wir relaxen auf Liegen im Schatten und quatschen. Sie ist direkt aus Port au Prince und war beim Erdbeben auch dort. Sie zeigt mir ihre Narben am Bein, und der eine Arm ist nicht wieder so zu gebrauchen wie vorher. Ihre Oma und der Opa kamen um, sie zählt noch ein paar aus ihrer Familie auf, die es nicht überlebt haben. An dieser Stelle muss ich schlucken, das müsste sicher jeder.
Wir verbringen einen netten Nachmittag am Beach, später fahren wir noch bei ihr Zuhause vorbei. Ihre Schwester mit dem 2 Monate alten Baby ist auch hier. Es sind Steinwände, das Dach besteht aus festem Material, ist aber nur aufgelegt. Es gibt eine Kochstelle mit Gas in dem einräumigen Häuschen, einen Fernseher und eine kleine Stereoanlage. Ein großes Bett, über dem ein Moskitonetz angebracht ist und das auf Steinen aufgebockt steht, wahrscheinlich weil hier öfter viel Wasser (Regen) reinläuft. Eine Glühbirne hängt vom Dach herunter. Es ist eigentlich ganz OK, sagt sie auch so, ich hab auch schon deutlich Schlimmeres gesehen. Sagt sich natürlich leicht, wenn man ein Bett in einem tollen Hotel mit Pool und Aircon hat.
Das Baby der Schwester wird von Carola finanziert, Milch und Windeln müssen ja irgendwie bezahlt werden. Ich überlege schon, irgendwo einen 1000er hinzulegen, will aber auch niemanden beleidigen, wenn auch dieser Gedanke wahrscheinlich eher abstrus ist. Nach einer halben Stunde etwa gehen wir, Carola hat ein paar Sachen gepackt. Sie fragt mich, ob ich ihrer Schwester nicht 200 Peso geben könne. Na klar, sage ich, und drücke ihr einen 1000er in die Hand, worüber sie sich sichtlich freut. Ich bekomme einen Wangenschmatzer.
Carola ist fast wieder nüchtern. Im Hotel angekommen packen wir kurz die Sachen aus, ich drücke ihr 500 für den Beautysalon in die Hand und schätze, dass sie in 1-2 h wieder hier ist. Wir wollen essen gehen, dann Disco und später will sie ihr Zungenpiercing für den Blow Job ablegen. Hat sie mir versprochen. Also ich hab schon schlechtere Tage verbracht als den heute, und er ist ja noch lange nicht vorbei, dabei sind die Aussichten gar nicht mal sooooo übel…
Nach etwa zweieinhalb Stunden ist sie wieder da, neu gestylt und aufgebrezelt. Wir gehen auf die Rue, schräg gegenüber des Merengue Clubs kann man ganz gut sitzen und erträglich essen. Der Salat hat eine dezente Parmesan Vinaigrette, das Filet mit Pfefferrahmsauce ist gut, die Pommes auch, Spaghetti braucht man dort allerdings nicht zu bestellen, die haben sie so lange gekocht, bis sie wie Makkaroni aussehen. Erst kommt eine ihrer Freundinnen hinzu und bekommt eine Coke, nach einer Weile fragt Carola mich, ob ich ihr auch ein paar Spaghetti bestellen kann, OK. Dann die zweite Freundin, sie isst bei den anderen mit. Sind natürlich beide aus Haiti, und beides Fässer. Mir ist nicht klar, wie man solche Tonnen händeln kann, aber irgendwie scheinen die hier auch Kohle zu machen.
Nach dem Essen ist es noch zu früh für die Disse „Club 59“, diese wird von den Mädels offenbar bevorzugt. Wir sitzen noch in einer Open Air Kneipe oben auf einer Art Veranda und bestellen kalte Getränke. Die ganze Zeit hat Carola nur mit ihren Freundinnen geredet, mir ist ja klar dass man in dem Moment eh nur das 5. Rad am Wagen ist und vor allem dazu dient, die Zeche zu bezahlen. Eine Stunde, OK, aber 2 oder 3, denn das setzt sich fort, sind zu viel. Ich werde langsam aber sicher stinkig. Als Carola das bemerkt schlägt sie vor in eine „Disco Dominicana“ zu fahren, OK.