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Channel: Major Grubert
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Phnom Penh: Eine Insel…

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…nicht mit zwei Bergen, aber immerhin inmitten des Mekong Rivers. Ich lasse mich zum Bootsanleger (Sisowath Quay am Ende des Riverside) fahren und miete nach einigem Handeln ein Boot für eine Fahrt zum Mekong Island. Der Dampfer hat Platz für mehrere Dutzend Personen, ich zahle 40 USD für 3 Stunden. Los geht die Fahrt, vorbei an zwei “richtigen” Flusscruisern, schwimmenden Hotels mit großen Außenfenstern an den Kabinen. Es geht zunächst um die Landzunge herum, dort wo der Tonle Sap River, auf dem wir gestartet sind, in den Mekong fließt. Dann ein Stück flussaufwärts, wir kommen an diversen Booten wie Fähren und Fischern vorbei. Und an den Seezigeunern, die hier just an der Spitze dieser Landzunge eine schwimmende Kolonie gebildet haben. Sie leben auf ihren Booten.

Auf dem Mekong liegt nun Steuerbord (da wo der Daumen Backbord ist) die Insel. Ich sehe Wellblechhütten, in denen arme Familien sicher mehr schlecht als recht leben, besser gesagt, überleben. Ich denke viele ernähren sich hauptsächlich aus dem Fluss und bestellen vielleicht noch einen kleinen Acker.  Aber es gibt auch welche, die noch nicht einmal eine Wellblechhütte besitzen, sie leben unter Plastikplanen, das Mobiliar besteht aus zusammen gezimmerten Bänken, auf denen der ganze Besitz, es sind meist nur ein paar Töpfe und allernötigster Hausrat, abgestellt ist. Ich werde demütig – und dankbar dafür, dass es mir so gut geht.

Schließlich legen wir an, ich werde zu einer Kooperative gebracht die Seide selbst herstellt und sie auch verarbeitet. Das meiste wird sicher an Touristen verkauft. Die Leute sind sehr nett und ich bekomme die Produktion ausführlich erklärt, obwohl ich nur ein einzelner Mann bin, der voraussichtlich keinerlei Bedarf an seidenen Tüchern oder Kleidern hat. Ich kaufe schließlich anstandshalber ein Holzamulett für 5 USD – ausnahmsweise ohne zu handeln.

Wir laufen noch etwas auf der Insel herum, es gibt einen Tempel mit bunten Fresken und Gemälden. Das Langboot der Gemeinde ist in einem überdachten Verschlag untergebracht und wartet auf seinen nächsten Einsatz, der alljährlich zum Wasserfest  im November stattfindet. Dann wechselt der Tonle Sap seine Fließrichtung, freilich erst, nachdem der König ihm das offiziell befohlen hat.

Die Leute sind wirklich unglaublich nett und freundlich, ständig werde ich gegrüßt. Die Kinder haben ein herzerweichendes Lachen. Überhaupt ist es auffällig in Kambodscha, wie gut die Einwohner mit ihren sehr zahlreichen Kindern umgehen.

Man will mich zu einem Restaurant führen, wohl in der Hoffnung auf etwas Provision durch den Umsatz, den ich dort generieren könnte. Den Gefallen kann ich dem Skipper leider nicht tun, denn die Hauptstraße wird neu gebaut, ständig kommen fette LKW vorbei und wirbeln eine Menge Staub auf, s.d. man kaum noch Luft bekommt. Nichts für meine Kamera. So breche ich ab und wir treten den Rückweg an.

Also zurück, vorbei an Fischern und Hütten. Auf Höhe der Seezigeuner hat man interessante Blicke auf das heutige Phnom Penh, es vereinen sich Tradition (Fischer und Seezigeuner), Religion (Tempel und Palast) mit der Moderne (Hochhäuser und große Flussschiffe). Ich sehe das River Front mal von der anderen Seite bzw. von unten. An der befestigten Mole stehen auch heute wieder viele Khmer mit ihren langen Angelrouten, sicher nicht zum Spaß, sondern damit sie und ihre Familien was im Topf haben.

Bevor wir anlegen sehe ich noch eine dieser stählernen “Zigarren”, das sind die Speedboote, mit denen man von hier nach Siem Reap fahren kann. Nichts für mich, ich bekomme bei der Vorstellung, das Teil könnte leck schlagen oder kentern, Horrorvisionen. Da kommt keiner mehr raus.


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