Phnom Penh (Kambodscha) dürfte weltweit die einzige Hauptstadt ohne funktionierendes Nahverkehrssystem sein – mir fällt jedenfalls keine weitere ein. Buslinien oder gar S-Bahnen gibt es nicht.
So wie sich das Bild der Stadt in kurzer Zeit aufgrund der Skyline verändert hat, noch vor wenigen Jahren gab es kein einziges Haus in Phnom Penh, das den Königspalast überragt hat, und nun finden sich allerorts Hochhäuser und richtige Skyscraper, wandelt sich auch nach und nach die Verkehrsstruktur der Stadt. Wo früher fast nur Fahrräder und wenige Motorbikes unterwegs waren, gibt es heute meist Motorräder, und eine stetig zunehmende Anzahl von PKWs. Entsprechend gedrängt und vor allem hektisch geht es auf den Straßen zu.
Also wie von A nach B kommen? Das (Verkehrs-) Mittel der Wahl ist das Motorradtaxi. Sie stehen an fast jeder Ecke, vor jedem Hotel und überall, wo es viele Menschen gibt. Eine Kurzfahrt innerhalb der Stadt sollte nie mehr als 2000 Riel (50 US Cent) kosten, bei Nacht verdoppeln sich allerdings die Preise. Wichtig ist es wie immer auch hier den Preis VORHER auszuhandeln, damit man sich später nicht mit horrenden Fahrpreis Forderungen konfrontiert sieht.
Etwas sicherer (und bequemer) sind die TukTuks, die, anders als ihre Namensvettern aus Thailand, keine eigenen (Auto-) Konstruktionen sind, sondern aus einem überdachten, von einem Motorrad gezogenen Wagen bestehen, in dem bis zu 4 Personen bequem Platz finden. Besonders bei Regenwetter bieten sie sich an, aber auch wenn man etwas Wertvolles bei sich trägt, was einem auf einem Motorrad sitzend leicht aus der Hand (oder von der Schulter) gerissen werden könnte. Z.B. eine Kameraausrüstung, Laptop, Aktentasche etc. TukTuks findet man ebenfalls an vielen Orten, vor allem dort, wo es viele Touristen gibt. Der Preis für diese Vehikel beträgt in etwa das Doppelte der Motorbiketaxen. Auch hier gilt: Handeln nicht vergessen!!! Wer den ersten aufgerufenen Preis bezahlt gilt als dumm, was einem Touristen freilich nur zu gern “nachgesehen” wird. TukTuks können auch stundenweise gemietet werden, z.B. 7 USD für 1 h oder 10 – 12 USD für 2 – 3 h.
Es gibt keine “Mafia” wie z.B. auf Phuket. Die Fahrer sind untereinander wenig organisiert und sich nicht einig, jeder versucht “seine” Tour an Land zu ziehen, was uns das Handeln leichter macht. Wenn ich mein Fahrtziel nenne, und der Fahrer nennt mir einen viel zu hohen Preis, z.B. 3 USD anstatt 2000 Riel, wende ich mich einfach ab und gehe. Auch wenn der mir hinterher läuft, mit dem fahre ich nicht mehr. Was den Vorteil hat, dass sie einen an bestimmten Stellen, z.B. Riverside oder vor dem eigenen Hotel, wo man des Öfteren ein Taxi braucht, sehr schnell kennen und es gar nicht erst versuchen. Andererseits wird jeder Taxler von einem Touristen erst mal versuchen einen hohen Preis rauszuholen, ist ja klar. Es gibt ja genug Anfänger, die alles zahlen. Ich handle den Preis dann so weit runter, dass es auch für mich OK ist. Habt dabei kein schlechtes Gewissen, sondern geht mal davon aus, dass selbst die von mir hier genannten günstigeren Preise immer noch doppelt so hoch sind wie die, die die Einheimischen zahlen.
Taxen (PKW) gibt es natürlich auch. Zu empfehlen z.B. für Tages- oder Halbtagstouren nach außerhalb. In der Stadt tut es in jedem Fall auch ein TukTuk. Man bekommt die Taxen in jedem Reisebüro oder an jeder Hotelrezeption vermittelt. Man rechne mit Preisen um die 40 USD für 6 – 8 Stunden und je nach Wegstrecke. Sprit ist auch in Cambodia teuer.
Cyclos!!! Ja, es gibt sie noch in Phnom Penh, die Fahrradtaxen. Sie werden allerdings immer mehr von der motorisierten Konkurrenz verdrängt. Es ist viel gemütlicher in so einem Teil, probiert es ruhig mal aus! Kostet so viel wie ein Motorbiketaxi. Handelt nicht zu hart, die oft schon älteren Herrschaften an den Pedalen verdienen ihr bisschen Geld wirklich schwer. Bei Überschwemmungen das beste Transportmittel, wenn man nicht von vorbeirasenden PKWs nassgespritzt wird. Dann erhöhen sich auch gleich die Preise, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche…
Ein Auto mieten geht in Cambodia nur mit Fahrer, Motorbikes hingegen können ausgeliehen werden (außer Siem Reap). Eine gute Adresse in PNH ist z.B. das LuckyLucky Travel Office und Motorradverleih auf dem Monivong Boulevard, gleich neben dem Big Luck Hotel. Dafür solltet Ihr fahrsicher sein, und bitte nicht betrunken Der Verkehr ist ungewohnt, man achtet weniger auf Verkehrszeichen wie rote Ampeln, vor allem bei Dunkelheit, als vielmehr darauf, dass alles im Fluss bleibt. Und je größer das Fahrzeug, desto mehr Vorfahrt… Helm nicht vergessen, wird tagsüber kontrolliert (nur Fahrer, nicht Beifahrer). Die Polizei wird übrigens gehasst, vor allem von den Taxlern. Die kassieren halt nur ab.
Noch was zu den Taxlern allgemein. Ich will ja nicht maulen oder schlecht über Leute reden. Aber so was von gelähmt habe ich selten erlebt in meinem Leben. Die wissen teils wirklich gar nichts. Das erste Problem ist auch aus Thailand z.B. bekannt, wenn man sein Fahrtziel nennt, nicken die erst mal, man macht den Preis aus und es geht los. Dass die manchmal nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung davon haben, wo es überhaupt hingehen soll, ist allerdings eine Tatsache, die auch einen gelassenen Fahrgast irgendwann mit Sicherheit auf die Palme bringt. Dann geht die Sucherei los, und nach dem Weg fragen ist ja eh unbeliebt.
Des Weiteren, viele dieser Orientierungs – Koryphäen wissen selbst dort, wo ihr Stamm Standplatz ist, noch nicht mal die Namen der Hotels um die Ecke. Ich wollte mich z.B. vom Cardamom Hotel zum Flamingo Hotel fahren lassen von einem der Fahrer, die immer vor dem Hotel warten. Das ist nur um 2 Ecken. Ich wär’ das auch gelaufen, aber ich wollte dort nur schnell reinschauen und dann weiter. Der Kerl hat es nicht gefunden, musste nach dem Weg fragen. Ein andermal hab ich eine “Hoteltour” gemacht, mir div. Hotels angeschaut (u.a. für die Test Updates). Er hat das Lucky Star nicht gefunden, trotz Stadtplan und viel Fragerei bei Kollegen. Ich war echt kurz davor auszusteigen.
Also so was erlebt man bei diesen Kollegen ständig. Die kennen auch kein “Big Monument” (es gibt nur eins in PNH), man muss sagen “Independence Monument”. “Railway Station” wurde auch noch nie gehört, ich musste das Geräusch fahrender Züge imitieren, um ans Ziel zu kommen. So was erlebt man laufend. Es ist ein Phänomen. Klar, Dösbaddels gibt es überall, aber in dieser Zahl und Güte… nee. Andererseits sind sie freundlicher und weniger abgekocht als ihre Kollegen in anderen Ländern, das sollte man ihnen durchaus zugute halten.
Gleich noch zum Thema Weiterreise: Airport ist ja klar, Flüge gehen nach Siem Reap. Mit dem Boot kommt man (nicht bei Niedrigwasser) nach Siem Reap und Saigon (!), buchbar in jedem Reisebüro. Mit dem Bus zu vielen Zeiten (meine Empfehlung) nach Siem Reap (ca. 5 – 11 USD, 5 – 6 h), Sihanouk Ville (ca. 5 – 8 USD, 4 – 5 h). Saigon kostet 10 – 12 USD, Dauer 6 h. Des Weiteren sind Busverbindungen nach Kampot, Battambang, Poipet, Koh Kong und außerdem nach Thailand und Laos vorhanden. Infos gibt jedes Travel Office. Übrigens, bevor ich es vergesse, es gibt jetzt nicht nur einen Flug von Siem Reap nach Sihanouk Ville (später mehr), man kann nun auch mit einen “Schlafbus” in einem Rutsch nachts von Siem Reap nach Sihanouk Ville fahren. Konnte ich leider nicht testen, aber das ist sicher eine Alternative zum (teuren) Flug oder der ätzend langen Umsteiger Verbindung tagsüber. Die Fotos sehen ganz gut aus, man kann in einem “Bett” pennen wie in einem Schlafwagen.